Besser als das menschliche Auge: Silicann in den NNN
Die Norddeutschen Neuesten Nachrichten berichteten vor wenigen Tagen über Silicann Systems:
Besser als das menschliche Auge
Exportschlager aus Rostock: Silicann entwickelt Farbsensoren für Firmen wie Apple, Coca-Cola und Pfizer
Was haben Pizza und Papier, Kabel und Kekse, Möbel und Leuchtdioden gemeinsam? Schon bei ihrer Herstellung kommt es auf Farben an. Dabei müssen die Produktionsanlagen sehr genau hinschauen - am besten mit der Präzision des menschlichen Auges. Dafür hat die Rostocker Firma Silicann vor etwa 15 Jahren einen Sensor entwickelt, der bei der Farberkennung so wie das Vorbild aus der Natur funktioniert - damals weltweit einmalig. Drei Farben kann das menschliche Auge erkennen: rot, blau und grün. Dabei werden Farbe und Helligkeit getrennt wahrgenommen. Erst im Gehirn werden aus diesen Komponenten alle möglichen Farbtöne, Abstufungen und Schattierungen zusammengemischt. Im Silicann-Farbsensor passiert genau das Gleiche. "Wir haben praktisch die Funktion des Auges mit der des Gehirns verbunden", sagt Geschäftsführer Dr. Frank Stüpmann. "In dem Sensor arbeitet ein stärkerer Prozessor als in herkömmlichen Modellen, und es steckt mehr Mathematik drin." Die Geräte arbeiten sehr schnell und genau, "lernen" die Farben, können sie sogar von der Helligkeit trennen und beides einzeln analysieren. Die Anwendungsgebiete sind schier unendlich. In der Automobilherstellung müssen zum Beispiel Karosserie-Anbauteile exakt die gleiche Farbe haben wie die Karosserie selbst. Bei Pizza geht es um die korrekte Menge an Käse, bei Keksen um die Schokolade obendrauf, bei Brauereien um die Farbe der Flaschen. Besonders wichtig sind minimale Unterscheidungen dann, wenn der Mensch selbst derjenige ist, der draufschaut. Denn dann interessiert es nicht, wie ein technisches System die Farben wahrnimmt, sondern ob sie für den Betrachter gleich sind: "Zum Beispiel muss das Leder der Autositze an jeder Stelle die gleiche Farbe haben, egal wie viele Stücke zusammengenäht wurden", weiß Stüpmann. Nach der Wirtschaftskrise 2010 hat die Firma aus dem Rostocker Bahnhofsviertel sich neu erfunden. Präzision und Schnelligkeit der Sensoren sind gestiegen, sie sind modular aufgebaut. Nach wie vor stecken die Produkte von Silicann Systems in einem Metallgehäuse, das nur ein paar Quadratzentimeter groß ist. Es enthält vier Knöpfe, vier Anschlussbuchsen, eine kleine LED, eine Fotodiode und zwei Prozessoren. Das Prüfobjekt wird angeleuchtet und reflektiert das Licht in die Fotodiode hinein. Hier werden Lichtstrahlen in die drei Grundfarben zerlegt, als elektrische Ströme ausgegeben, digitalisiert und an den ersten Prozessor weitergeleitet. Der wandelt sie als mathematische Funktion so um, dass sie der menschlichen Farbempfindung entsprechen. Anschließend prüft und vergleicht das Gerät - ist die Farbe mit der gewünschten Farbe identisch, leuchtet einer der Knöpfe auf. Auf einem zweiten Prozessor läuft das Betriebssystem auf dem Webserver, sodass mit dem Sensor wie mit einem Handy kommuniziert werden kann - wiederum die erste Lösung dieser Art auf dem Weltmarkt. In Rostock beschäftigen sich zwölf Mitarbeiter mit Weiterentwicklung und Produktion, Informatiker und Physiker. Um den weltweiten Verkauf kümmert sich ein Vertriebspartner, zu den Kunden gehören Konzerne wie Apple, Coca-Cola und Pfizer. Die Sensoren sind sehr lange haltbar. Und inzwischen sehen sie feine Farbunterschiede sogar besser und schneller als das menschliche Auge.
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung NNN/ Dörte Rahming (Text), Georg Scharnweber (Foto))